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Query-Identität und Distributed Reality

Facebook ist die große Identitätsmaschine. Es ist so groß und wichtig und seine Datensätze durch seine schon immer geltende Realname-Policy auch so zuverlässig zurechenbar, dass in manchen Ländern bereits behördliche Benachrichtigungen per Facebook zugestellt werden. Darüber hinaus hat sich Facebook mit Facebook-Connect als der große Identitätsprovider etabliert. In vielen Diensten braucht man sich nicht mehr separat anmelden, sondern kann sich bequem per Facebook einloggen. Alles fließt auf Facebook zusammen und bildet die eine große Facebookindentität. Alle Kommunikationen, die es bislang alleine durch ihre räumliche Trennung ermöglichten, im Alltag unterschiedliche Rollen einzunehmen, landen im zentralen Identitätsstream. Der Tratsch auf der Arbeit trifft auf die intime Kommunikation mit den Freunden und das angestrengte „jaaa, Mama“ mit den Eltern. Antje Schrupp fragte sich vor einiger Zeit, ob das nicht das Ende der Heuchelei bedeute und haut damit in die selbe Kerbe wie Mark Zuckerberg höchst persönlich, der einmal spekulierte, dass mehr als eine Identität zu haben, früher oder später als ein Mangel an Integrität aufgefasst werden wird.

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Die Filterbubblebubble

Eli Pariser hat einen der gefühlt erfolgreichsten TED-Talks ever abgeliefert. Jedenfalls kommt es mir so vor, weil ich andauernd darauf stoße. Oft auch von Leuten gestoßen werde. Von Leuten, die meine Thesen zur Queryology kennen und eine starke Wesensverwandtschaft feststellen. Vielleicht kommt mir der Vortrag also nur so unglaublich erfolgreich vor, weil ich eine thematische Prädisposition mitbringe und deswegen mit dem ganzen Related-Stuff dazu konfrontiert werde. Kurz: Ich lebe in der Filterbubble. Aber selbst wenn dem so wäre, fühle ich mich spätestens nach meinem arroganten Twitterpostulat in Richtung Anne Roth doch dazu genötigt, diesen Talk endlich zu besprechen. Hier also erstmal das Video:

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Wikileaks zwischen Aufklärung und Queryöffentlichkeit

Wir leben in vielseitig interessanten Zeiten, das merkt man derzeit noch mehr als sonst. Bei ZeitOnline habe ich den Kontrollverlust als das Leitparadigma der kommenden Dekade bezeichnet und die groben Linien des auf uns zurollenden Kulturkampfes skizziert. Dieser Kampf wird um nichts weniger als die bedingungslose Transparenz gehen, die Wikileaks und all seine Nachfolger uns bescheren werden.

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Diaspora – Facebook – Twitter und das Filterproblem

Nun ist es also da, das lang ersehnte und mit Erwartungen und Aufmerksamkeit überschüttete Studentenprojekt Diaspora, das angetreten ist, die Alternative zu Facebook zu sein. Man muss allerdings nicht Marcel Weiß sein, um dem heren Ziel des Projektes nicht einen Deut Chance einzuräumen. Dabei ist das alles gar nicht mal schlecht, was sie abgeliefert haben. Es sieht schick und übersichtlich aus, lässt sich auch nett bedienen. (wer mich adden will: mspro@joindiaspora.com) Aber hey, der Markt für Social Networks ist nun mal sowas von dicht und die Lockineffekte und auch der Technologievorsprung von Facebook sind kaum einzuholen.

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Der gar nicht mal so utopische Übermensch

Ich glaube, ich muss demnächst mal etwas über das Philosophieren in Blogs schreiben. Es funktioniert natürlich anders als das Philosophieren in Büchern. In Blogs kann man Gedanken ausprobieren, die noch nicht fertig gedacht sind. Man stellt eigentlich immer nur etwas zur Diskussion, einen interessanten Gedanken, einen Zusammenhang, eine Idee. In der perfekten Blogwelt wird das dann aufgenommen und angereichert, mit den Ideen, Kritiken und Erweiterungen der Leser und anderer Blogger.

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Vortrag: Das radikale Recht des Anderen

Diesen Vortrag habe ich am 2. Oktober 2010 auf der Konferenz Openmind10 gehalten. Er versucht den Öffentlichkeitsbegriff in Bezug zu den digitalen Medien vollkommen neu zu definieren und aus diesen Prämissen eine kommende Informationsethik zu skizzieren. Achtung: Dies ist nicht in erster Linie ein politischer Text, der sich als konkreter Forderungskatalog begreift, sondern ist eine Reflexion im luftleeren Raum, um die Ethiken in ihrem Idealzustand zu destillieren.

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New York Offline – der Erfahrungsbericht eines Entkoppelten

Seit zwei Wochen bin ich in New York. Es fühlt sich wie eine Behinderung an. Vorhin stehe ich an einer Kreuzung und weiß nicht, in welche Richtung ich gehen muss, um zur Houston Street zu kommen. Was sich wie ein normales Nicht-Auskennen anhört, ist für mich mehr als das. Es ist der Verlust einer Orientierung, die zwar nie mein Eigen war, auf eine eigentümliche Art aber irgendwie doch. Nein, ich kenne mich nicht in New York aus, aber mein Handy würde sich für mich auskennen. Es würde mich von jedem Ort an jeden anderen leiten, es würde mir Bände an Informationen über jede Straßenecke in sekundenschnelle aufbereiten, es würde mir die Kinokarten reservieren und ich könnte meine Eindrücke mit tausenden von Menschen in Echtzeit teilen und sie würden mir Tipps geben, wo ich was anschauen sollte und wo ich günstigen Kaffee finde. New York wäre der vertrauteste Platz der Welt und ich würde mich fühlen, wie ein Fisch im Wasser, wenn ich nur mobiles Internet hätte.

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Plattformneutralität, Gender und die verdammte der Realität

Das letzte Wochende habe ich auf der SIGINT verbracht, einer großartigen Konferenz des Chaos Computer Club in Köln, wo ich auch über Plattformneutralität referiert habe. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass die Idee recht verständig aufgenommen wurde, rieb sich mein eigener Eindruck meines eigenen Konzeptes immer mal wieder mit den sonstigen Themen der Konferenz. Und somit eben mit der Realität echter Plattformen.

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Links zum Kontrollverlust II

Ich unterbreche nur ungern die Reihe „Managing CTRL-Verlust„, aber für eine wichtige Sondermeldung muss das sein. Heute sind zwei von einander unabhängige Artikel erschienen, die sich beide ziemlich zielgenau mit den hier behandelten Themen auseinander setzen.

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Distributed Reality oder „Mach dir doch n Fork von mir!“

Vor ein paar Tagen, als die ersten Schlagzeilen um den Fall Kachelmann die Runde machten, veröffentlichte Stefan Niggemeier auf seinem Blog Tweets. Tweets, die – so fand er – unlustig, auch verurteilend und vor allem geschmacklos seien. Und als ob er die Antwort nicht schon wüsste, fragte er: „Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Twitter die Menschen doof macht oder nur ohnehin vorhandene Doofheit sichtbar.“ Ich finde diese Frage aber gar nicht soo interessant. Interessanter finde ich die Sichtweise auf Twitter, die sie provoziert haben muss. Es ist eine Sichtweise, die ich nicht teile, nicht teilen kann, denn ich bin nicht objektiv. Als Twitterer bin ich in Twitter drin, es gibt nur eine Sichtweise, die mir sinnvoll erscheint, die meiner „Timeline“. Also jener Ort, an dem alle Tweets chronologisch auflaufen, so, wie ich sie abonniert habe.

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