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Das System A. (auch „Medien“ oder „Aufschreibesysteme“) steht in der Terminologie der Queryology für die Seite des Speicherns von Information und damit der Query gegenüber. Das A. bestimmte lange Zeit den Umgang mit Information, indem es durch seine jeweilige Struktur – seine Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, sowie seine Ordung – das Wissen determinierte. Die Geschichte der Medien, wie sie die Medientheorie zu schreiben versuchte, kann als die allumfassende Beschreibung des A. verstanden werden. Die genaueste Beschreibug des System A. stammt von Friedrich Kittler, der die Medien richtiger Weise als „Aufschreibesysteme“ beschrieb und einordnete. Heute, das ist die These der Queryology, endet die Vorherrschaft des A. über die Wissensordnung aufgrund der Emanzipation der Query und stürzt das System A. in die Krise (siehe Weltkontrollverlust)
Eine zweite Bedeutung des A. wurde von Foucault in „Archäologie des Wissens“ geliefert (die auch die Grundlage für die Kittlerschen Betrachtungen bilden). Das A. ist nach Foucault das Regelsystem des Diskurses, das bestimmt, welche Aussagen möglich sind und welche nicht, also was überhaupt gesagt werden kann. Ähnlich wie Kittlers Aufschreibesysteme, prägt das A. also die jeweilige Wissensordnung. Die Queryology behauptet auch die Macht dieses A. zu brechen.
(Das A. bildete den Anfang meines Fragens vor vielen Jahren (ca. 2006), welches schließlich über Foucault und Derrida und meinen Erfahrungen im Internet zur These des Kontrollverlusts und schließlich zur Theorie der Queryology führte. Dennoch ist und bleibt es noch der unklarste und schwierigste Begriff und ich traute mich überhaupt erst vor kurzen, ihn in die Queryology einzuführen. Mit seiner derzeitigen Ausarbeitung bin ich allerdings noch nicht zufrieden.)
Das System A. wurde – ohne es A. zu nennen – zuerst in Queryology I – Das Ende der Medien beschrieben. Was dort über „Medien“ oder „Aufschreibesysteme“ gilt auch für das System A.:
„Die Bibliothek von Babel ist der Grabstein der Geschichte der Medien und damit auch ihrer Archäologie. Wir sind hier am Ende von Kittler und sogar am Ende jeder Medientheorie, also jeder Theorie der Notationswerkzeuge und Publikationssysteme. Sie haben lediglich historischen Wert. Die Evolution der Aufschreibesysteme hat mit dem Computer und dem Internet zu ihrem Ende gefunden. Und wir merken: das ist mehr als nur das Ende der Gutenberggalaxis. Es ist das Ende des Mediums als gedankliches Konzept. Und: Wir brauchen ein neues.“
Genauer spezifiziert und definiert wurde das System A. in Die Query und die Krise des Archivs:
Das Archiv ist immer eine Konfiguration, eine Anordnung. Sie kann aus allem möglichen bestehen. Aber sie muss immer eine mehr oder weniger feste Struktur von Anknüpfungspunkten bieten. In unserem oberen Beispiel ist es eben der Ort, an dem ich den Stein ablege. Der Ort wiederum ist in eine Struktur (oder “Topologie” wie man bei Orten gerne sagt) eingebunden. Der Stein ist im Schrank über der Spüle in der Küche, in meiner Wohnung in Berlin, in Deutschland auf der Erde.
Auch der Bezug des A. zur Query wird in dem Text ausgeführt:
„Die Query greift auf die Ordnung des Archivs zurück. Wichtig ist die Wiedererkennbarkeit der Konfiguration der Anknüpfungspunkte, so dass sie die Query auslösen kann, die die Information reproduziert. Die Query kann theoretisch Strukturen aller Art befragen, doch je einfacher eine Struktur ist, desto leichter hat es die Query. Steigt die “Unordnung” im Archiv, braucht es eine komplexere Query, um es zu befragen. Da die Möglichkeiten der Query begrenzt sind, sieht man traditionell lieber zu, Ordnung im Archiv zu schaffen. Von dem Versuch diese Ordnungen zu schaffen, ist die uns bekannte Welt geprägt.“
Probleme: Es gibt noch einige Unklarheiten. A. ist noch viel zu unterkomplex, seine Funktionsweise ist noch unzureichend beschrieben und der Foucaultbezug muss deutlicher ausgearbeitet werden. Zusätzlich stellt sich die Frage, inwieweit es überhaupt A. jemals gegeben hat, oder ob der ganze Speichervorgang auch allein durch die Query beschreibbar ist. Der Artikel hier ist deswegen mit Vorsicht zu genießen und wird sich weiter verändern.
Bezüge zu anderen Begriffen dieses Blogs:
– Das System A. ist das, was durch die Queryology überwunden wird.
– Die Überwindung des System A. durch die Query stürzt es in eine Krise, die ich auch als Weltkontrollverlust bezeichne.