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Ego: die eierlegende Wollmilchsau des Bösen

Dieses Blog gäbe es ohne Frank Schirrmacher nicht. Er schlug mir vor, für die FAZ zu bloggen. Ich dachte mir ein Konzept aus und legte los: der CTRL-Verlust war geboren. Der Rest ist Geschichte. Auf eine gewisse Art war der CTRL-Verlust auch immer eine kontinuierliche Antwort auf die Thesen in Schirrmachers Buch Payback. Antworten, die Schirrmachers Thesen nicht negierten, sondern umdeuteten – versuchten, das emanzipative Potential aus dem Kontrollverlust herauszuarbeiten. Payback war kein gutes Buch, aber zu seiner Zeit ein wichtiges (Hier meine damalige Rezension). Nun ist der Nachfolger erschienen, das nächste Schirrmacherbuch, der nächste Hype: „Ego – Das Spiel des Lebens„. In gewisser Weise knüpft Ego tatsächlich inhaltlich an den Vorgänger an. Immer noch geht es um die Algorithmen. Immer noch werden wir fremdbestimmt von den Maschinen, diesmal aber nicht mehr abstrakt, sondern konkret. Schirrmacher hat sich Algorithmen herausgepickt, die er für unsere derzeitige Situation verantwortlich macht: die Algorithmen, die auf der Spieltheorie aufbauen und vornehmlich in der Finanzwirtschaft zum automatisierten Handel verwendet werden. Und wenn er es dabei belassen hätte, dann hätte auch ein vernünftiges Buch bei herauskommen können. Aber Schirrmacher reichte das nicht.

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Warum wir Dinge ins Internet schreiben

Ohne den Inhalt des Buches von Jeff Jarvis abzuwarten, will ich ein paar mögliche Antworten auf die Frage in den Raum werfen, warum wir Dinge ins Internet schreiben. Anlass ist diese schöne Debatte hier auf Google Plus, die sich wiederum auf diesen Artikel von Frank Schirrmacher bezieht, der einen etwas doofen Titel und am Ende eine entsprechende Forderung hat, aber bis dahin eine interressante Auseinandersetzung mit Internet und dem gesellschaftlichen Gedächtnis bietet. Nur eines kam mir sowohl in dem Artikel, als auch in der Diskussion zu kurz: Wenn es so ist, dass wir Menschen immer mehr Informationen in das Internet externalisieren, dann hat das einen Grund. Oder zwei, oder drei. Wir scheinen einen Nutzen zu ziehen und einen Sinn darin zu sehen, sonst würden wir das ja nicht tun. Einige Antworten, die mir im Laufe der Zeit eingefallen oder mir zugeflogen sind, will ich hier aufzählen:

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What about us? – Die Antiquiertheit des „Humanisten“

„What about us? What about us? We are alive! And this is a celebration of life. This is a commitment for a truly human future.“ Diese Worte ruft die Animateurin in Spielbergs Film A.I. Artificial Intelligence der grölenden Menge in einem Amphitheater der Zukunft zu. Die Show um die es geht, ist eine rituelle Zerstörung von Robotern. Mit Säure, durch Feuer oder per Kanone durch einen Ventilator geschossen werden die Roboter möglichst grausam öffentlich entsorgt. „What about us?„. Bei Rassismus geht es immer auch um eine gefühlte Demütigung. Der beste Talk auf der Next11 war übrigens mit Abstand der von Kevin Slavin: Algorithms That Govern Our Lives. Ein Talk, der nicht nur rhetorisch, sondern auch inhaltlich überzeugte und den ich jedem an’s Herz legen will: Das, was Slavin vorträgt ist inhaltlich nicht ganz neu, aber durchaus überzeugend dargelegt. Wir kennen diese Position. Wir kennen sie in Deutschland von Frank Schirrmacher aber vor allem von David Gelernter, Jaron Lanier und vom späten Joseph Weizenbaum und vielem anderen. Die Algorithmen übernhemen immer größere Bereiche dessen, was einst das Entscheidungsterritorium des Menschen war. Und das sei gefährlich.

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