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Die Q. (Auch: „Theorie der Abfragesysteme“) ist die Wissenschaft von der Query. Die Q. ist außerdem ein futuristisches Konzept der gesellschaftlichen Organisation.
Als „Query“ wird u.a. die Abfrage an eine Datenbank bezeichnet. Sie ist als theoretisches Konzept bislang zu wenig betrachtet worden, weil sich die traditionelle Medienwissenschaft mit ihrem Gegenstück, der „Speicherung“ befasste.
Die Query kommt nun aber in den Blick, weil sie sich durch die digitale Technik ein Stückweit von der Speicherung emanzipiert hat. Sie hat die Freiheit bekommen, Datenbestände auf eine Weise zu befragen, die zur Zeit der Speicherung gar nicht vorgesehen war. Diese Entwicklung schreitet weiter voran und hat massive Auswirkungen auf die Welt. Unter anderem die, die ich Kontrollverlust genannt habe.
Die Grundlagen der Q. habe ich in dem Text „Das Radikale Recht des Anderen“ anhand der Genese einer neuen Art von Öffentlichkeit im Internet erarbeitet.
Der Begriff Q. wurde in einem zweiteiligen Post dargelegt:
Queryology I – Das Ende der Medien.
Die Evolution der Aufschreibesysteme hat mit dem Computer und dem Internet zu ihrem Ende gefunden. Und wir merken: das ist mehr als nur das Ende der Gutenberggalaxis. Es ist das Ende des Mediums als gedankliches Konzept. Und: Wir brauchen ein neues.
Queryology II – Das Filtersubjekt
Was wäre “Gesellschaft“, “Wahrheit“, “Identität” und “Kultur” von der Query her gedacht? (Ich habe das bereits einmal mit dem Begriff “Öffentlichkeit” versucht zu fragen). Fragen dieser Art würde sich eine “Queryology” zur Aufgabe machen. Als eine historische Untersuchung des Jetzt. Als eine Echtzeitarchäologie.
Sowie einer Neufassung und Vertiefung der Queryology in „Die Query und die Krise des Archivs„:
„Das Primat des Archivs aber geht dieser Tage zu Ende. Man kann sagen, dass die Queries sich von der Speicherstruktur des Archivs ein ganzes stückweit emanzipiert haben und noch weiter emanzipieren.
[…]
Seit dem Computer ist die Macht der Query eng an Moores Law geknüpft. Mit jeder neuen Prozessorgeneration wird die Query mächtiger und emanzipiert sich weiterhin entsprechend schnell und stark von den vorhandenen Ordnungsstrukturen, das heißt: vom Archiv.“
Die Q. als futuristisches Konzept der gesellschaftlichen Organisation habe ich beschrieben in:
Die gesellschaftliche Singularität ist nah
Thesen über die Anpassung der Gesellschaft an das Computerzeitalter
Die Query ist es, die die Institutionen ersetzen kann. Sie bringt zusammen, was zusammen gehört, sie ermöglicht jederzeit, auf neue Aufgabenstellungen flexibel zu reagieren, Ad-hoc-Gemeinschaften für jede Lebenslage zu erschaffen, und sie entbindet uns von der Pflicht einer Gruppe jedweder Art anzugehören, uns mit ihr zu einigen – also regiert zu werden.
Bezüge zu anderen Begriffen dieses Blogs:
– Die Q. ist quasi die generelle Theorie hinter dem Kontrollverlust.
– Die Q. ist die medientheoretische Begründung für die Filtersouveränität.
– Die Q. ist der gesellschaftliche Zustand nach dem Weltkontrollverlust.
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