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Breivik, Queryology und der Weltkontrollverlust

Ich muss gestehen, dass mir der Artikel von Sascha Lobo und seine Ergänzungen auf dem Blog ziemlich zugesetzt haben. Die Filterbubble als Tatwerkzeug, die Query als Mordinstrument. Naja, zumindest als Radikalisierungskanal, Selbstbescheuklappung, informationioneller Meinungstresor. Das ist alles nicht hilfreich für die Queryology. Diese Auseinandersetzung hier ist deswegen nicht leicht für mich, aber notwendig. Die Queryology besagt, dass wir durch die technischen Systeme des Internets zum Autor unserer Welterfahrung werden. Dass wir nach und nach immer bessere Tools vorfinden, uns das Wissen, das auf der Welt generiert wird, nur noch in vorkonfigurierter Weise an uns heranzulassen. Dass wir deswegen alle ein Recht einfordern werden, dass man mit etwas Ironie die „neue Informationelle Selbstbestimmung“ nennen könnte: nämlich die Filtersouveränität. Doch was passiert eigentlich mit dem, was wir bislang „Gesellschaft“ nannten, wenn jeglicher kollektivistischer Blick – auch den, den wir „Mainstream“ nannten, aufgelöst wird? Eli Pariser hat dieses Phänomen – viel später – als die Filterbubble holzschnittartig und undifferenziert kritisiert. Aber vielleicht hat er ja auch einen Punkt. Einen schlimmeren vielleicht, als er selbst ahnte.

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mspro

Seemann. Ich lese überall „Seemann“. Das ist furchtbar ungewohnt. Das bin nicht ich, das fühlt sich nicht so an. Das ist, als würde ich über eine andere Person lesen. Ich war nämlich bisher als „mspro“ unterwegs. Auch wenn ich meinen bürgerlichen Namen schon seit über einem Jahr nicht mehr geheim halte (so richtig habe ich das eh nie) war ich doch noch überall „mspro“, wo immer ich auftauchte. Jedenfalls hier, im Internet. Es ist aber noch schlimmer. „Mspro“ ist der Nickname, den ich mir ausdachte, noch bevor ich das Internet auch nur gesehen hatte. Damals, ich glaube, ich war 14 – und in meiner Klasse dachten sich alle irgendwelche Namen aus, um die als „Tag“ an die ein oder andere Hauswand zu sprühen. Natürlich malten die meisten von uns damit nur ihre Schulhefte voll, aber irgendwo muss man ja anfangen, mit der Identität und der Findung der selben. Als Jugendlicher giert man Identität, weil sie Mangelware ist, sofern man die üblichen Konfektionsmuster nicht auf sich anwenden will und das will man natürlich nicht. Was gibt es also Naheliegenderes, als mit dem Namen anzufangen, dem eigenen Namen, dem selbst gewählten Namen, einer gewissen Selbsttaufe?

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