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Komplexität: Handle mit es!
Christian Stöcker hat kürzlich auf Spiegel Online eine Horrorvision eines zukünftigen Internets an die Wand gemalt. Im Gegensatz zu jenen, die meinen, dass das Internet vor allem als anarchischer, unkontrollierbarer Raum aufzufassen sei (also zum Beispiel ich), zeigt er gekonnt, wie die digitalen Technologien in Wirklichkeit ein enormes Kontrollpotential haben: „Es gibt eben doch einen zentralen Unterschied zwischen der realen Welt und der digitalen. Im Netz ist absolute Rechtsdurchsetzung möglich.“ Das kommt dem Raunen Deleuzes sehr nah, der durch die Computer die „Kontrollgesellschaft“ am Horizont zu erkennen glaubte, die die Foucaultsche Disziplinargesellschaft ablösen würde. Ohne, dass ich Christian Stöcker oder Deleuze wirklich eine technische Argumentation entgegenhalten könnte, möchte ich an dieser Stelle meinen unerschütterlichen Glauben ausdrücken, dass dem nicht so kommt. Ja, ich glaube an den Kontrollverlust, und nein, ich glaube nicht an die Kontrollgesellschaft. Ich spreche von „Glauben“, denn ich bin mir bewusst, dass meine Zuversicht auf Annahmen fußt, die wahrscheinlich nicht beweisbar sind, die aber unerschütterlich zu meinen Glaubenssätzen gehören und aus denen sich sowohl meine Zuversicht für die Zukunft, als auch meine vermeintliche „Radikalität“ speisen.
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What about us? – Die Antiquiertheit des „Humanisten“
„What about us? What about us? We are alive! And this is a celebration of life. This is a commitment for a truly human future.“ Diese Worte ruft die Animateurin in Spielbergs Film A.I. Artificial Intelligence der grölenden Menge in einem Amphitheater der Zukunft zu. Die Show um die es geht, ist eine rituelle Zerstörung von Robotern. Mit Säure, durch Feuer oder per Kanone durch einen Ventilator geschossen werden die Roboter möglichst grausam öffentlich entsorgt. „What about us?„. Bei Rassismus geht es immer auch um eine gefühlte Demütigung. Der beste Talk auf der Next11 war übrigens mit Abstand der von Kevin Slavin: Algorithms That Govern Our Lives. Ein Talk, der nicht nur rhetorisch, sondern auch inhaltlich überzeugte und den ich jedem an’s Herz legen will: Das, was Slavin vorträgt ist inhaltlich nicht ganz neu, aber durchaus überzeugend dargelegt. Wir kennen diese Position. Wir kennen sie in Deutschland von Frank Schirrmacher aber vor allem von David Gelernter, Jaron Lanier und vom späten Joseph Weizenbaum und vielem anderen. Die Algorithmen übernhemen immer größere Bereiche dessen, was einst das Entscheidungsterritorium des Menschen war. Und das sei gefährlich.
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