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Komplexität: Handle mit es!

Christian Stöcker hat kürzlich auf Spiegel Online eine Horrorvision eines zukünftigen Internets an die Wand gemalt. Im Gegensatz zu jenen, die meinen, dass das Internet vor allem als anarchischer, unkontrollierbarer Raum aufzufassen sei (also zum Beispiel ich), zeigt er gekonnt, wie die digitalen Technologien in Wirklichkeit ein enormes Kontrollpotential haben: „Es gibt eben doch einen zentralen Unterschied zwischen der realen Welt und der digitalen. Im Netz ist absolute Rechtsdurchsetzung möglich.“ Das kommt dem Raunen Deleuzes sehr nah, der durch die Computer die „Kontrollgesellschaft“ am Horizont zu erkennen glaubte, die die Foucaultsche Disziplinargesellschaft ablösen würde. Ohne, dass ich Christian Stöcker oder Deleuze wirklich eine technische Argumentation entgegenhalten könnte, möchte ich an dieser Stelle meinen unerschütterlichen Glauben ausdrücken, dass dem nicht so kommt. Ja, ich glaube an den Kontrollverlust, und nein, ich glaube nicht an die Kontrollgesellschaft. Ich spreche von „Glauben“, denn ich bin mir bewusst, dass meine Zuversicht auf Annahmen fußt, die wahrscheinlich nicht beweisbar sind, die aber unerschütterlich zu meinen Glaubenssätzen gehören und aus denen sich sowohl meine Zuversicht für die Zukunft, als auch meine vermeintliche „Radikalität“ speisen.

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Die Query und die Krise des Archivs

/******* Die Queryology – so sehr sie als Ansatz zur Erklärung vieler Phänomene in der heutigen Zeit taugt – wurde zuletzt theoretisch etwas unterbestimmt gelassen. Es blieben Fragen offen. Was genau sind die Mechanismen der Query? Wo kommt sie her, was ist ihre Geschichte? Was ist ihr Ort auf der Welt und zwar unabhängig von der Erfindung des Computers. Die Queryology muss einen gewissen Universalanspruch für sich reklamieren, das heißt, sie darf sich nicht darauf beschränken, Einzelphänomene zu einer bestimmten Zeit zu erklären, sondern sie muss auch auf den ganzen Rest, den wir Welt nennen, antworten können. In diesem Text versuche ich, diesem Anspruch ein wenig gerechter zu werden. *******/ Man stelle sich vor, man hat hat einen Stein. Es ist kein Stein, wie jeder andere, sondern ein besonderer Stein. Schön, glatt, schimmernd und irgendwie geheimnisvoll. Was tut man damit, wenn man ihn nicht die gesamte Zeit mit sich herumtragen will? Man legt ihn ab. An eine Stelle, wo man glaubt, dass man ihn wieder findet. Speichern hat immer mit einer Handlung in der Zukunft zu tun. Man speichert etwas an einer Stelle, wo man in einer zukünftigen Zeit wieder darauf kommt, wenn man sich fragt: „Wo habe ich den … Weiterlesen

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Die Institution und der Dämon

Bei dem Artikel für die Böllstiftung sind – wie ich bereits andeutete – noch nicht alle Aspekte versammelt, die es zum Kontrollverlust zu sagen gibt. Ich schrieb den Text im Januar und hatte mir noch bis zur re:publica Zeit genommen, den Rest der Theorie zu formulieren. Auf meinen Vortrag gab es dann die Vollversion. Den Rest will ich jetzt hier nachtragen. Wie Torsten Kleinz richtig herausstellt, kennen wir eine absolute Kontrolle von Information aus keiner Zeit in der Geschichte der Menschheit. Der Kontrollverlust ist im Grunde seiner Mechanik kein digitales Phänomen, sondern ebenso ein analoges, ein beinahe banales, aber dafür um so universelleres. Luhmann hat einmal gesagt: “Wer schweigt, kann immer noch reden. Wer dagegen geredet hat, kann darüber nicht mehr schweigen.” Diese einfache Wahrheit beschreibt den Urkontrollverlust sehr treffend. Es geht schlicht und ergreifend eine Option verloren, sobald die Information in der Welt ist. Information ist ein irreversibles Ereignis. Ein Ereignis, das weitere Ereignisse anstößt und sich auf diese Art und Weise fortpflanzt.

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