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Wikileaks Kontrollverlust

Stehe! Stehe! Denn wir haben Deiner Gaben Vollgemessen! – Ach ich merk es, wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! Johann Wolfgang von Goethe: Der Zauberlehrling In meinem ersten Artikel über Wikileaks schrieb ich: Der Kontrollverlust hat einen Kulminationspunkt gefunden: Wikileaks. Wikileaks ist für den Kontrollverlust das, was die New York Times für den Journalismus war ist. Die wichtigste Institution und das Paradebeispiel seiner Funktionsweise. Kein Monopol, aber ein Sinnbild. Und ja, mit und durch Wikileaks lässt sich das Phänomen „Kontrollverlust“ gut erklären, deswegen tue ich das immer wieder. Und auch diesmal haben die Jungs um Julien Assange ein weiteres Lehrstück inszeniert und dabei eine weitere Erkenntnis bewiesen: Wikileaks hat gezeigt, dass der Kontrollverlust kein Subjekt und kein Objekt kennt und vor allem, dass er keine Metaebene hat. Es gibt kein Außerhalb des Kontrollverlusts. „Ein Kontrollverlust entsteht, wenn die Komplexität der Interaktion von Informationen die Vorstellungsfähigkeiten eines Subjektes übersteigt.“ (via) Ein Kontrollverlust ist immer ein notwendig subjektiver, wenn auch kein ausschließlich menschlicher. Aber es braucht einen Akteuer (oder Akteure), Leute die handeln, die kommunizieren und die glauben, Herr dieser kommunikativen Handlungen zu sein.

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DU-Magazin: Die Öffentlichkeit der Anderen

/******* Eine Reportage über den 27c3, Wikileaks und die Hackerethik. Eine redigierte Version dieser Reportage ist in der Nr: 815 des schweizer DU-Magazin erschienen. *******/ Es ist laut hier und voll. Ich versuche vergeblich ein Bier aus dem Getränkeautomaten zu ziehen. Immer wieder bricht der Vorgang ab. Auf der Tanzfläche läuft harter Techno, darauf stehen unsicher wippende Nerds. Ich bin in der c-base in Berlin, eine Art Club und ein sogenannter „Hackspace“. Es ist kurz nach Weihnachten und ich bin auf der Abschlussparty des 27c3, des 27. Kongresses des CCC, des Chaos Computer Club in Berlin. Die wichtigste Konferenz der Hackerszene weltweit. Die c-base ist eine Art alteingesessener Hackertreffpunkt. Sie ist von oben bis unten gestaltet wie das Innere eines Raumschiffs. Alles ist metallisch ausgekleidet, hier und da blinken LED-Licher vor sich hin. Rohrleitungen- echte und Atrappen – verlaufen an der Decke den Gang entlang. Der Legende nach ist die c-base die Kommandobrücke eines unter Berlin vergrabenen Raumschiffs. Ein Nerd kommt vorbei, steckt 2 Euro in den Schlitz des Automaten, macht das aber mit einer ungewöhnlichen aber gekonnten Handbewegung. „Man muss da so ein bisschen Tricksen“, sagt er, während er seine Flasche aus dem Automaten zieht. „Hacks“ sind eigenwillige Arten … Weiterlesen

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RollingStone: Deutschland, bald unverpixelt?

Für die Januarausgabe des RollingStone habe ich folgenden Artikel geschrieben. Ist vielleicht nicht mehr ganz so aktuell, aber ich wollt ihn hier dokumentiert haben. Von den Deutschen reletaiv unbeachtet haben sich sogenannte „neue Medien“ in die Welt geschlichen. Das störte rund 20 Jahre kaum, doch seit diesem Jahr ist es mit Ruhe vorbei. Zum Beispiel diesen Sommer. Hatten sich die einen gerade angefangen bei Facebook einzurichten (ca. 5%) und die anderen die Preisvorteile beim Onlinebuchen von Billigreisen für sich entdeckt (ca. 65%) und schon steigt das Internet aus dem Bildschirm und steht vor der Haustür. In Form eines Autos fährt es durch die Straßen und macht Fotos! Die Deutschen müssen an eine Invasion Außerirdischer geglaubt haben. Wie sonst erklärt man die 244.237 Widersprüche und die darauf folgende Flächenverpixelung deutscher Großstädte auf Google Street View?

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Verantwortungsvolles Filesharing

Gestern fand die Veranstaltung “Filesharing, Napster und die neue Datengroßzügigkeit” in Berlin statt. Man traf sich in der Heinrich-Böll-Stiftung, um über das neue Phänomen Napster und seine gesellschaftlichen Auswirkungen zu diskutieren. Geladen waren Daniel Domscheit-Berg, ehemaliger Mitstreiter von Shawn Fanning und nun Gründer von KaZaA, Constanze Kurz von der BITKOM und Konstantin von Notz, Sprecher der EDV-Abteilung der Phonoverbände. Meike Laaff, die die Runde moderierte, stieg gleich mit der wichtigsten Frage ein, die sie an Daniel Domscheit-Berg stellte: sollte wirklich jede Datei in Filesharingnetzwerken getauscht werden, oder sollte es dort auch Grenzen geben. Domscheit-Berg warf sich zunächst in die Bresche für die neue Technologie, die man nicht verteufeln dürfe, räumte aber ein, dass es natürlich auch Fälle gäbe, in denen das Filesharing unliebsame Folgen haben könnte. Etwa, wenn Urheberrechte verletzt oder Nazipropagandalieder verbreitet werden. Constanze Kurz von der BITKOM begrüßte die Idee, dass Menschen jetzt ohne Umwege Daten tauschen können, mahnte aber ebenso wie Domscheit-Berg an, dass es da moralische Grenzen geben müsse. Die Philosophie der Bitkom: „legale Daten tauschen, illegale löschen„, könne hier Orientierung bieten. Das könne man aber nur von Fall zu Fall abwägen.

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Wikileaks zwischen Aufklärung und Queryöffentlichkeit

Wir leben in vielseitig interessanten Zeiten, das merkt man derzeit noch mehr als sonst. Bei ZeitOnline habe ich den Kontrollverlust als das Leitparadigma der kommenden Dekade bezeichnet und die groben Linien des auf uns zurollenden Kulturkampfes skizziert. Dieser Kampf wird um nichts weniger als die bedingungslose Transparenz gehen, die Wikileaks und all seine Nachfolger uns bescheren werden.

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Wikileaks und eine postbaudrillardsche Frage der Informationsethik

„On Wednesday we clean up Qatanah, and on Thursday, God willing, we come home,“ schrieb ein israelischer Soldat in seinen Facebookstream und offenbart damit Details eines bevorstehenden Kampfeinsatzes im Palestinensergebiet. Die Operation musste darauf hin abgesagt werden. Der Soldat wurde für zehn Tage eingesperrt. Was wäre ein Krieg in Zeiten des Kontrollverlustes?

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