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10 Thesen zum Neuen Spiel

Ich habe einen langen, sehr langen Text für die SPEX geschrieben (Ab S. 116), über die Abhöraffaire und wie sie mit den Entwicklungen, die ich vor einigen Jahren unter dem Label Kontrollverlust zusammengefasst habe, zusammenhängt. Denn im Grunde ist ja nichts passiert. Geheimdienste machen das, was sie immer gemacht haben, sie besorgen Informationen. Nur sind das, was früher Telefonkabel und Tonbandgerät waren eben heute Glasfaser und Rechenzentrum. Die Macht der NSA beruht darauf, dass sie auf genau jenen Kräften surft, die ich als die Treiber des Kontrollverlustes ausgemacht habe. Zum Ende einer langen, düsteren Analyse komme ich dazu, Lehren aus dem NSA-Fall zu destillieren. Ich weiß, das alles ist noch nicht verarbeitet und ich haue voll rein in die allgemeine Prism-Depression. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen? Jedenfalls habe ich jetzt, mit etwas Abstand, meine Überlegungen dazu wie es jetzt weitergeht noch mal erweitert und will sie hier als 10 Thesen zur Diskussion stellen.

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Gretchenfrage Big Data

Dem einen oder anderen Beobachter mag aufgefallen sein, dass vieles von dem, was ich seit 2010 hier in diesem Blog aufschreibe, sich in Big Data manifestiert (hier eine gute Deutschlandradiosenung zu Big Data). Und ich bin mittlerweile auch zu der Ansicht gelangt, dass wir mit der Entwicklung von Big Data direkt am Scheideweg des Kontrollverlustes stehen. Ich glaube, dass die Kämpfe – insbesondere auch die um die EU-Datenschutzverordnung – in Wirklichkeit auch eine Richtungsentscheidung zu diesem Thema sein soll. Der Kontrollverlust, so wie ich ihn definiere, ist die generelle Unabsehbarkeit von Informationen, die aus Daten gewonnen werden können. Er schließt ein, dass ich 1. nicht mehr wissen kann, welche Daten erhoben werden, 2. welche Wege sie gehen, bzw. welche Kopien von ihnen angefertigt werden und 3. und wichtigstens, ich nicht wissen kann, wie diese Daten, verknüpft mit anderen Daten, welche Aussagen zulassen. Der dritte Punkt nun ist im großen und ganzen der Coup hinter Big Data. Big Data greift meist auf Bestandsdaten zurück, die zu einem ganz anderen Zweck erhoben wurden (Tracking, Suchabfragen, Mobiltelefonzellenortung, medizinische Daten, etc.) und korreliert sie mit anderen Datensätzen. Das erlaubt verblüffende Erkenntnisse. Und zwar in jeder Hinsicht verblüffend: vielleicht auch über mich.

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Gute Daten, böse Daten – Kontrollverlust als Kontextverschiebung

Letztens bin ich wieder über den „Skandal“ um Daniel Cohn-Bendits Äußerungen gestoßen, die er 1975 in seinem Buch „Der große Basar“ über die Sexualität von Kindern gemacht hatte. In dem Buch findet sich die Schilderung von erotischen Erlebnissen, die er angeblich als Betreuer in einem alternativen Kindergarten hatte. Später hat er diese Passagen als rein provokative Erfindung abgetan. (Die provokative Koketterie mit pädophilen Gefühlen war damals im Rahmen der „Sexuellen Revolution“ nicht unüblich) Als die Aussagen gemacht wurden, waren sie ohne Frage eine Provokation. Sicher rüttelten sie auch an einem Tabu. Skandalisierungsfähig waren sie allerdings nicht. Das Buch, in dem sie geäußert wurden, wurde prominent besprochen, auch und gerade vom konservativ-bürgerlichen Lager. Und der Aufschrei war groß – wegen vieler Passagen, Werte und politischen Bekenntnissen – aber nicht wegen des Absatzes zur kindlichen Sexualität.

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DU-Magazin: Die Öffentlichkeit der Anderen

/******* Eine Reportage über den 27c3, Wikileaks und die Hackerethik. Eine redigierte Version dieser Reportage ist in der Nr: 815 des schweizer DU-Magazin erschienen. *******/ Es ist laut hier und voll. Ich versuche vergeblich ein Bier aus dem Getränkeautomaten zu ziehen. Immer wieder bricht der Vorgang ab. Auf der Tanzfläche läuft harter Techno, darauf stehen unsicher wippende Nerds. Ich bin in der c-base in Berlin, eine Art Club und ein sogenannter „Hackspace“. Es ist kurz nach Weihnachten und ich bin auf der Abschlussparty des 27c3, des 27. Kongresses des CCC, des Chaos Computer Club in Berlin. Die wichtigste Konferenz der Hackerszene weltweit. Die c-base ist eine Art alteingesessener Hackertreffpunkt. Sie ist von oben bis unten gestaltet wie das Innere eines Raumschiffs. Alles ist metallisch ausgekleidet, hier und da blinken LED-Licher vor sich hin. Rohrleitungen- echte und Atrappen – verlaufen an der Decke den Gang entlang. Der Legende nach ist die c-base die Kommandobrücke eines unter Berlin vergrabenen Raumschiffs. Ein Nerd kommt vorbei, steckt 2 Euro in den Schlitz des Automaten, macht das aber mit einer ungewöhnlichen aber gekonnten Handbewegung. „Man muss da so ein bisschen Tricksen“, sagt er, während er seine Flasche aus dem Automaten zieht. „Hacks“ sind eigenwillige Arten … Weiterlesen

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The Rise of Spackeria

Als mich vor etwas über einem halben Jahr jemand auf die „Post-Privacy-Bewegung“ ansprach, musste ich kurz auflachen. Seit etwas über einem Jahr beschäftige ich mich mit dem Kontrollverlust. Etwas länger schon knabbert Christian Heller an der Idee der Post-Privacy. Wir? Eine Bewegung? HAHA! Ich kann mich noch gut erinnern, als Christian auf dem 25c3 in Berlin das erste mal über das Thema sprach. Die Nerds, die seinen Ausführungen gelauscht hatten, belächelten ihn freundlich aber nahmen ihn nicht ernst. Eine lustige, abwegige Meinung um das wichtige Thema Datenschutz einmal aufzulockern, so dachte man wohl.

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Facebook, der Privacy-Leviathan

Die Veränderungen, selbst die radikalsten, beginnen immer im kleinen. Und ich würde über keine dieser Umwälzungen schreiben, wären sie nicht in ihrem Keim schon beobachtbar. Denn das, was die Menschen tun, tun sie vielleicht unreflektiert, aber sie geben damit Tendenzen an, die viel über die unterschwelligen Machtverschiebungen aussagen, die in Zukunft eine Rolle spielen. Beispielsweise die Datenschutzforderungen gegenüber Facebook und co. Derzeit wieder neu auf dem Buchmarkt geschmissen, unter dem Titel „Die Facebookfalle“ von Sascha Adamek. <*großer Seufzer*> Facebook sammelt Daten, die man ihm gibt und klar, reichert es sie statistisch an. Um Werbung anzuzeigen. Sie geben Partnern Zugriff auf die Daten, um ebenso Werbung anzuzeigen oder Features zu ermöglichen. Mehr nicht. In der Reihe, der Unternehmen, die potentiell oder real an Informationen von Nutzern herankommen, ist kein einziges dabei, das mit einer Keule auf irgendwen einschlagen wird oder eine Sklavengalere betreibt, auf der wir rudern müssen, weil wir den falschen Filmgeschmack haben. Dass Regierungen an solche Unternehmen herantreten und diese Daten tatsächlich gegen uns verwenden können, ist zwar richtig, aber Facebook dafür zu kritisieren ist so sinnvoll wie das Beschimpfen eines Raubopfers nach dem Diebstahl. Ich frage mich also regelmäßig, was diese Gekreische eigentlich soll. Aber satt mich hier … Weiterlesen

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Der Kontrollverlust auf dem 27c3

„Postprivacyspacken“ war das Wort, das Constanze Kurz im CCC-Jahresrückblick gebrauchte. Und man wäre ja auf das Thema gerne noch näher eingegangen, hätte auch gern einen Talk dazu gehabt, aber naja. Aber falsch sei es auf jedenfall und Marc Zuckerberg und Eric Schmidt und überhaupt: Böse!

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Uebermorgen

Von allen Dummy-Formaten, die Blinkenlichten so raushaut, hat es mir Übermorgen am meisten angetan. Der erste Teil über die Zukunft der Werbung war schon sehr inspirierend. Jetzt ist der zweite draussen und beackert gleich mein Fachgebiet. Die Zukunft der Privatsphäre. Ganz hervorragend durchdacht und verargumentiert, auch wenn ich mit dem Schluss nicht einverstanden bin. Aber seht erst mal selbst:

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taz: Die Transparenz der Anderen

Die netzpolitische Szene hat ein Problem. Datenschutz und Transparenz waren schon immer ihr Anliegen – Themen, für die sie auch am Samstag auf der „Freiheit statt Angst“-Demonstration in Berlin eintreten wird. Doch gerade jetzt, wo diese Themen dank Wikileaks und Google Street View auch in der gesamtgesellschaftlichen Debatte ankommen, wird klar, wie widersprüchlich diese Forderungen sind. Und schon immer waren. Denn einerseits ist der Computer ein mächtiges Werkzeug der Partizipation und Meinungsfreiheit des Privatmenschen. Und andererseits ist da die Angst vor dem Missbrauchspotential des Computers in den Händen des Staates als Kontrollinstrument für den Einzelnen. Die Sicht auf die Verarbeitung von Daten ist seit langem zwiegespalten: Wo sie der Zivilgesellschaft Vorteile verschafft, wird sie bejubelt und eingefordert. Wo sie von den staatlichen – und neuerdings privatwirtschaftlichen – Stellen genutzt wird, wird sie verdammt und soll eingeschränkt werden. [Weiterlesen bei taz.de]

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ZEIT.de: Das Ende des freiwilligen Internets

Der letzte Kongress des Chaos Computer Clubs hatte den Titel Here be Dragons. Das spielte auf frühe Seekarten an, bei denen unerforschtes Terrain mit Drachenbildern illustriert war, als Warnung: gefährlich! Der Kongresstitel nun sollte das Selbstverständnis der Hacker befeuern: Wir gehen weiter, als es die Bedienungsanleitung erlaubt und auch dahin, wo die Drachen wohnen. Wir lassen uns von Grenzen nicht abschrecken. Anzeige Auf Landkarten gibt es heute keine weißen Flecken mehr. Doch dank des Internets ist inzwischen die Gesellschaft als Ganzes dabei, Grenzen zu überschreiten. Was zu einer interessanten Umkehrung führt. Die heutigen Kartografen – zurzeit vor allem in Form von Google und seinen Diensten Street View und Earth – verdanken ihre weißen Flecken nicht mehr eventuellen Drachen, vor denen sie sich fürchten und deswegen eine Region nicht betreten. Sie verdanken sie den Menschen, die in diesen Regionen wohnen, und die sich wiederum vor den Kartographen ängstigen. Menschen, nicht Ungeheuer, sind somit die letzte Hürde der Kartografie. [Weiterlesen bei Zeit.de]

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