Archiv der Kategorie: Plattformpolitik
Plattformen I – Ubiquität und Innovation
Am Sonntag war ich auf einer Party und traf dort auf Christian Heller und leider kommt das nicht so oft vor, wie man denken könnte. Jedenfalls provozierte er mich mit der Bemerkung, dass die wirklich interessanten technologischen Neuerungen ja nicht im Mainstream passieren und er diesen also getrost ignorieren könne. Wirkliche Innovation, so Christian, passiere an den Rändern. Ich widersprach. Gerade im technologischen Mainstream werden neue Innovationen geboren. Wenn eine Technologie Mainstream wird, oder gar ubiquitär, dann kann und wird sie weiterer Innovation als Grundlage dienen. Als Plattform eben. Und dies ist eine gute Gelegenheit dem Plattformbegriff mal etwas zu Leibe zu rücken und ihn mit einigen Beispielen zu unterfüttern. Podcast Der Podcast wurde eigentlich schon 2000 erfunden. Die Technik, Audiodateien per Feed im Internet zu verteilen ist nun auch keine RocketScience. Aber erst als Apple seinen iPod herausbrachte, konnten sich die Dateien ein Publikum erschließen. Podcasts werden unterwegs konsumiert und Apple lieferte die Hardware dazu. Die weite Verbreitung der relativ homogenen Abspielgeräte war dann auch der Durchbruch für das, was man erst ab diesem Zeitpunkt ein „Medienformat“ nennen konnte. Deswegen: „Podcast„. Es dauerte noch bis 2005 bis Apple selbst den Trend erkannte und eine eigene Podcast-Verwaltung in sein Musikprogramm … Weiterlesen
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Die echte Facebookfalle und wie wir wieder herauskommen
„Ich bin, der ich bin.“ (Gott) „Ich lebe auf meinen eigenen Credit hin, […]“ (Nietzsche) „Bezahlen sie doch mit Ihrem guten Namen.“ (American Express) Wenn über Facebook geschimpft wird, dann meistens, weil Leute Angst um ihre Privatsphäre haben. Oder neuerdings, weil sie sich in einer selbsterschaffenen und von Facebook manipulierten Filterbubble gefangen wähnen. Selten aber wird Facebook für das kritisiert, weswegen es wirklich gefährlich ist: für das, was es gut macht. Facebook hat anscheinend einiges gut gemacht, denn über 800 Millionen Leute weltweit vertrauen sich dem Dienst an. Facebook ist so groß wie das ganze Internet in 2004 war und es wächst ständig weiter. Durch diese extreme Durchdringung aller Gesellschaften werden neue Kommunikationsformen möglich. Demonstrationen – nicht nur in arabischen Staaten, werden hier organisiert. Kampagnen von NGOs orientieren sich schon lange an Facebook als Plattform. In den USA ist es bereits Standard, sich in der Facebookgruppe des Mietshauses zu registrieren, wenn man eine Wohnung bezieht. Das alles hat viele Vorteile, erhöht die Kommunikation in Gemeinschaften und senkt die Transaktionskosten zum gemeinsamen Handeln. Das alles ist gut, kaum einer will darauf verzichten, doch Facebook macht sich dadurch unersetzlich. Facebook reicht nicht nur tief in die Offlinegemeinschaften herein, sondern breitet sich auch … Weiterlesen
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Was wäre echte Netzneutralität?
Wenn man sich in die Tiefen der Netzneutralitäts/Quality of Service Debatte einliest, merkt man schnell, dass das alles nicht so einfach ist. Schließlich ist die Topographie des Netzes nicht wirklich gleichmäßig und die Datenströme verteilen sich ebenso ungleichmäßig. Provider arbeiten schon lange daran, mithilfe von Priorisierungen und intelligentem Routing die Datenströme einigermaßen im Zaum zu halten. Egal wie man zur Netzneutralität steht, QoS gibt es und es ist notwendig und es ist auch wichtig für den Nutzer und es kann nicht darum gehen, dass den Providern verboten wird, ihren Traffic zu managen. Was Netzneutralität aber will, ist, dass jenseits von Maßnahmen zur Sicherung der Standards, Daten nicht nach ihrer Art oder Herkunft beliebig ausgebremst oder bevorzugt oder gar ganz aussortiert werden. Die Idee dahinter ist die einer neutralen Infrastruktur. Und das nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern vor allem aus politischen Beweggründen. Was wäre Meinungsfreiheit heute schließlich noch wert, wenn die Infrastrukturbetreiber oder Politiker heimlich darüber entscheiden können, welche Nachricht wie, ob und in welcher Qualität ankommt? In der Frage der Umsetzung jedoch scheiden sich die Geister. Wollen wir Netzneutralität staatlich garantieren, also eine Regulierung zur Nichtregulierung einführen? Oder sollten wir lieber ordnungspolitisch für einen vitalen Wettbewerb sorgen, und darauf hoffen, … Weiterlesen
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Queryology: Googles ehemaliges Geschäftsmodell
Oft ist es ja so, dass man erst versteht, was etwas wert war, wenn es weg ist. Mir geht das so mit Google. Klar, man hielt immer in eine gewisse kritischen Distanz zu diesem Riesen. Seine Macht und seine Reichweite und vor allem auch seine Unersetzlichkeit machten es einem schwer, das Unternehmen nicht unheimlich zu finden. Aber da gab es auch immer diese andere Komponente. Googles Erfolg kam nicht von ungefähr, er hatte gute Gründe. Google war das Unternehmen, das wie kein anderes das Web verstanden hatte. Auch wenn wir nicht mal wirklich verstanden, was genau sie verstanden hatten. Doch die Zeiten sind vorbei. Und weil sie vorbei sind, geben sie den Blick frei auf das, was fehlt. Die Lücke, die klafft hat einen Umriss und eine Ausdehnung und erlaubt so, sie zu vermessen und zu beschreiben. Was ich hier tun möchte. Was ist passiert? Seit Google G+ nicht nur eingeführt, sondern es als sein integralen, alles miteinander vernetzenden Dienst auserkoren hat, hat Google nicht nur eine ganze Menge Produkte und Dienste rausgeschmissen, sondern auch seinen zentralen Glaubenssatz. Der geht etwa folgendermaßen: Das Internet ist unser Freund. Wenn das Internet sich weiterentwickelt – egal in welche Richtung, egal durch wen … Weiterlesen
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Das politische Denken der Piraten
Die Piratenpartei ist mit einem sensationellen Erfolg in den Berliner Landtag eingezogen. Journalisten und Politiker stehen vor einem Rätsel. Ihre Deutungsversuche gehen von „Protestpartei„, „neue FDP“ bishin zur es sich bequem machenden „Einthemenpartei„. Sie versuchen gar nicht die Piraten zu verstehen, sondern nur die passende Schublade für sie zu finden. Dass die Piraten einen eigenen originären Politikansatz haben könnten, scheint niemand in Betracht zu ziehen. Doch wenn man sich den Wahlkampf genau ansieht, dann wundert man sich, dass kaum eines der Klischees über die Piratenpartei erfüllt wird. Wo bitte waren die Piraten eine „Einthemenpartei„? Netzpolitik kommt beispielsweise in dem Wahlprogramm der Piraten kaum vor. Außer der Forderung nach einem flächendeckenden W-Lan war dazu nicht viel zu finden. Warum auch? Netzpolitik ist schließlich nur sehr selten Ländersache. Und auch der Rest des Programms lässt sich kaum in eine klassische politische Richtung verorten. Wäre die FDP etwa für Marihuanalegalisierung, den Fahrscheinlosen Personennahverkehr und gegen Studiengebüren? Sind besserer Zugang zu Bildung und stärkere Trennung von Staat und Kirche etwa Themen mit denen eine Protestpartei auf Stimmenfang gehen würde?
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Privacy-Code is Law!
Bereits im Jahr 2000 konstatierte Lawrence Lessig „Code is Law„. Und obwohl das alles so furchtbar lange her ist und obwohl das schon so breit diskutiert wurde, habe ich den Eindruck, dass wir gerade erst anfangen zu verstehen, was das bedeutet. Dazu ein paar aktuelle Beispiele: Wie es mit dem Datenschutz bei intelligenten SmartMeter-Strommessgeräten aussähe, fragte gestern der Moderator Ole Reißmann die anwesende Miriam Pfändler. Für den Datenschutz sei gesorgt, versucht sie zu beruhigen. Schließlich habe man ja die Chance gehabt, diese Technologie neu zu designen und alles Wissen über Datenschutz bereits einfließen lassen. Christian Heller entgegnete, dass das ja nur so lange funktioniert, wie die Firmware nicht ausgetauscht wird, gegen beispielsweise eine selbstgehackte oder eine Opensourcesoftware und solange es einen zu adressierendes Unternehmen mit Sitz in Deutschland gibt, dass diese herstellt und nicht irgendein Hacker irgendwo auf der Welt. „Privacy by Design“-Hardware müsste proprietär sein und sich massiv gegen das Aufspielen fremder Software schützen. Privacy-Code is Law, es ist verboten ihn zu überschreiben!
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Das iPhone 4 oder Apple vs. Turing
Heute kommt das neue iPhone raus. Ich weiß immer noch nicht, wie ich da ran komme. Ich kann nicht aufhören, unentwegt daran zu denken. Dabei habe habe ich Applejünger immer etwas verlacht. Jetzt bin ich selber einer. Und das Schlimmste: Apple ist die Antithese meiner theoretischen Arbeit hier. Will man Argumente gegen meine Artikel zum Kontrollverlust finden, hat man es nicht besonders schwer. Eigentlich reicht das Wort: „Apple„. Da werkelt so ein Unternehmen aus Kalifornien vor sich hin, mitten in den Zeiten, die ich nicht Müde werde, mit dem Wort „Kontrollverlust“ zu labeln und ist unfassbar erfolgreich – nicht trotz, sondern wegen des exorbitanten Maßes an Kontrolle, das es auf allen Ebenen ausübt.
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Sigint: Plattformneutralität oder die Befreiung des OSI-Layer 8
Warum fordern wir Neutralität der Kommunikation nur auf der technischen Ebene? Der Kontrollverlust durch das Internet macht es nötig, herrschaftsfreie Kommunikation auf allen denkbaren Layern des Lebens zu einfordern. Plattformneutralität ist der Versuch ein universelles politisches Paradigma aus dem netzpolitischen Diskurs zu extrahieren und für alle Politikfelder anwendbar zu machen.
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Managing CTRL-Verlust III – Vorschläge zu einer Politik der herrschaftsfreien Kommunikation
Nachdem ich im Zuge der Reihe „managing CTRL-Verlust“ den aus der Netzsperrendiskussion (Teil 1) auch in Deutschland aufkeimenden Netzneutralitätsdiskurs auf alle Layer des Internets gemappt habe und zu einer generellen Forderung nach Plattformneutralität (Teil 2) transformiert habe, ist es an der Zeit, diese Forderung als allgemeines Gesellschaftskonzept herzuleiten und auszuformulieren. Der letzte Teil der Reihe soll sich in einer kruden Radikalität ergehen, die manch einen erschrecken dürfte. Aber Sie wissen ja wie das ist: ein Gespenst geht um auf der Welt, das Gespenst des Kontrollverlusts…
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Managing CTRL-Verlust II – Plattformneutralität als Politik
Dies ist der zweite Teil der Reihe über das, was man wohl unvorsichtiger Weise „Politik“ nennen könnte, ich mich aber entschlossen habe, „managing CTRL-Verlust“ zu nennen. Warum das ich das tat, ist vielleicht im letzten Teil schon etwas aufgeblitzt, wird aber hoffentlich hier noch klarer. Es wird nämlich nicht darum gehen können, politische Handlungsspielräume zu erweitern oder gar zurückzuerobern, sondern im Gegenteil, den vorgefundenen Kontrollverlust als solchen zu sichern, überall dort, wo er bedroht wird – und das wird er. Denn es gibt nur eines, wovor wir uns fürchten sollten: den Kontrollverlustverlust.
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