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Filtersouveränität als Politik
Im zweiten Teil meines Buches, in dem ich die Strategien in Zeiten des Kontrollverlusts entwickle, geht es häufig um die sogenannte „Filtersouveränität„. Also die Souveränität zu entscheiden, über welchen Mix von Quellen ich mich informiere aber auch wie ich mich vor unliebsamen Informationen abschotte. Leider hat in dem Buch eine Strategie der Filtersouveränität keinen Platz gefunden: Die Filtersouveränität als Politik. Das will ich hier – auch aus aktuellem Anlass – nachholen. Der Einfachheit halber nehme ich meine eigene Politik der Filtersouveränität zum Beispiel. Twitter ist seit 2007 die Schaltzentrale meines gesamten Onlinewirkens. Hier investiere ich nach wie vor die meiste Aufmerksamkeit, hier laufen die meisten Informationsstränge zusammen und hier gebe ich auch die meisten Informationen weiter, die mich bewegen. Auch wenn ich hier und da damit hadere, bleibt Twitter meine Onlineheimat – nein, noch viel mehr: es ist die Erweiterung meines somatischen Nervensystems ins Internet hinein. Jedes Following ist ein Rezeptor, der mir neuronartig Impulse aus dem Informationsstrom sendet, den wir Welt nennen. Jeder dieser Rezeptoren ist einzigartig und reagiert auf verschiedene Informationssarten auf unterschiedliche Weise. Wie ich folge Wenn ich jemandem folge, bedeutet das erstmal nur, dass ich mich dafür interessiere, was die Person zu sagen hat. Es bedeutet … Weiterlesen
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Plattformen II – Infrastruktur und Kontrolle
Ein neuer Heilsbringer ist am Netzgemeindenhorizont erschienen. Nach Status.net, Diaspora und Zurcker soll uns nun also APP.net aus den Fängen all der pösen Facebooks, Googleplusses und Twitters befreien. Der Gründer Dalton Caldwell initiierte das Projekt gewissermaßen mit einem Rant über die zunehmende Geschlossenheit der Twitterplattform. Twitter, einst vorbildlich offen nach innen wie nach außen, hat ein enormes Ökosystem um sich herum geschaffen, mit vielen externen Dienstleistern und einer ganzen Reihe von Drittanbietersoftware. Doch seit die Entscheidung zur Werbung als Geschäftsmodell gefallen ist, zieht Twitter die Mauern hoch, exkommuniziert Drittanbieter per API und sperrt die Inhalte seiner Nutzer immer weiter ein. „Wenn du für das Produkt nicht zahlst, bist du das Produkt„. Diese gebetsmühlenhaft wiederholte Weisheit scheint sich ein weiteres Mal zu bestätigen. Das Rezept dagegen ist so einfach wie die Analyse, jedenfalls nach Caldwell: man muss dann eben für den Service zahlen, dann ist man der Kunde, kein produkt mehr, dann wird man gehört. Und so sammelt er für seinen Dienst im Vorfeld Geld (bald 1 Mio Dollar) und will auch nach dem Launch die Nutzer zur Kasse bitten.
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Twitter, Amen und das neue Facebook – Queryology als Analyseansatz
Mit Jörg Friedrich hatte ich unter meinem letzten Atrikel eine Grundsatzdiskussion über die Queryology, die realtionale Datenbank und die Freiheit. Friedrich wendete ein, dass in der heutigen Zeit, mit der heutigen Technik der Speicherung vor allem Freiheitsgrade verlorgen gingen und eben nicht hinzukämen. Die Strukturen der Datenbanken seien starr und verhinderten einen freien Umgang mit Daten. Noch auf Karteikarten seien viel erweiterbarere und sogar ganz aus der Rolle fallende Speichermöglichkeiten gegeben, etwa Notizen und Querverweise. Das ist ohne Frage richtig. Nur, wendete ich ein, die Queryology ist eben keine Liberalisierung der Speicherung, sondern der Abfrage. Sie ist der neue Ort der Freiheit. Wir sind es gewohnt nur auf die Seite der Speicherung – des Archivs – nach ihr zu suchen und beklagen uns, wenn sie uns dort abhanden kommt und deswegen entgehen uns schnell die neue Freiheitsgrade auf Seiten der Abfrage.
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Privacy-Code is Law!
Bereits im Jahr 2000 konstatierte Lawrence Lessig „Code is Law„. Und obwohl das alles so furchtbar lange her ist und obwohl das schon so breit diskutiert wurde, habe ich den Eindruck, dass wir gerade erst anfangen zu verstehen, was das bedeutet. Dazu ein paar aktuelle Beispiele: Wie es mit dem Datenschutz bei intelligenten SmartMeter-Strommessgeräten aussähe, fragte gestern der Moderator Ole Reißmann die anwesende Miriam Pfändler. Für den Datenschutz sei gesorgt, versucht sie zu beruhigen. Schließlich habe man ja die Chance gehabt, diese Technologie neu zu designen und alles Wissen über Datenschutz bereits einfließen lassen. Christian Heller entgegnete, dass das ja nur so lange funktioniert, wie die Firmware nicht ausgetauscht wird, gegen beispielsweise eine selbstgehackte oder eine Opensourcesoftware und solange es einen zu adressierendes Unternehmen mit Sitz in Deutschland gibt, dass diese herstellt und nicht irgendein Hacker irgendwo auf der Welt. „Privacy by Design“-Hardware müsste proprietär sein und sich massiv gegen das Aufspielen fremder Software schützen. Privacy-Code is Law, es ist verboten ihn zu überschreiben!
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Diaspora – Facebook – Twitter und das Filterproblem
Nun ist es also da, das lang ersehnte und mit Erwartungen und Aufmerksamkeit überschüttete Studentenprojekt Diaspora, das angetreten ist, die Alternative zu Facebook zu sein. Man muss allerdings nicht Marcel Weiß sein, um dem heren Ziel des Projektes nicht einen Deut Chance einzuräumen. Dabei ist das alles gar nicht mal schlecht, was sie abgeliefert haben. Es sieht schick und übersichtlich aus, lässt sich auch nett bedienen. (wer mich adden will: mspro@joindiaspora.com) Aber hey, der Markt für Social Networks ist nun mal sowas von dicht und die Lockineffekte und auch der Technologievorsprung von Facebook sind kaum einzuholen.
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Wir, das Bücherregal, Twitter und mein mentales Exoskelett
Das hier ist jetzt nicht allzu leicht für mich. Man könnte mich schnell in eine esoterische Ecke schieben, denn ich versuche, etwas zu beschreiben, was, wie ich finde, ein Lebensgefühl ausmacht, das aber neu ist. Eines, das ich derzeit erlebe, aktiv erlebe, mit anderen zusammen und ich glaube, ich bin nicht der einzige, der mit Worten ringt, das in einen nach außen nachvollziehbaren Rahmen zu kleiden. Vielleicht ist das aber auch der Trick: Es nicht alleine zu versuchen, sondern gemeinsam die Welt zu entdecken und zu beschreiben. Ich schätze, deswegen mag ich Kommentare. Zu meinem letzten Posting kamen einige; viele davon sehr wertvoll und fundiert. Manche waren auch sehr kritisch, aber um ehrlich zu sein, hätte ich mit weitaus mehr Gegenwind gerechnet. Gerade der Gegenwind zwingt einen ja, über sich hinaus zu wachsen.
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