Schlagwort-Archive: filtersouveränität

Filtersouveränität als Politik

Im zweiten Teil meines Buches, in dem ich die Strategien in Zeiten des Kontrollverlusts entwickle, geht es häufig um die sogenannte „Filtersouveränität„. Also die Souveränität zu entscheiden, über welchen Mix von Quellen ich mich informiere aber auch wie ich mich vor unliebsamen Informationen abschotte. Leider hat in dem Buch eine Strategie der Filtersouveränität keinen Platz gefunden: Die Filtersouveränität als Politik. Das will ich hier – auch aus aktuellem Anlass – nachholen. Der Einfachheit halber nehme ich meine eigene Politik der Filtersouveränität zum Beispiel. Twitter ist seit 2007 die Schaltzentrale meines gesamten Onlinewirkens. Hier investiere ich nach wie vor die meiste Aufmerksamkeit, hier laufen die meisten Informationsstränge zusammen und hier gebe ich auch die meisten Informationen weiter, die mich bewegen. Auch wenn ich hier und da damit hadere, bleibt Twitter meine Onlineheimat – nein, noch viel mehr: es ist die Erweiterung meines somatischen Nervensystems ins Internet hinein. Jedes Following ist ein Rezeptor, der mir neuronartig Impulse aus dem Informationsstrom sendet, den wir Welt nennen. Jeder dieser Rezeptoren ist einzigartig und reagiert auf verschiedene Informationssarten auf unterschiedliche Weise. Wie ich folge Wenn ich jemandem folge, bedeutet das erstmal nur, dass ich mich dafür interessiere, was die Person zu sagen hat. Es bedeutet … Weiterlesen

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Vortrag: Vergesst die Zukunft, der Zukunft zu liebe!

/********** Am 17. und 18. November fand ein Innovationsworkshop der Deutsche Digitalen Bibliothek statt. Das ist großes Projekt einer allgemeinen Dateninfrastruktur zur Zugänglichmachung aller möglichen Digitalisate – Bücher, Kunstwerke aller Art, archäologische Funde, etc. über das Internet. Außer mir waren fast nur Experten aus allen möglichen Sparten zugegen und es war wahnsinnig spannend so einen tiefen Einblick in das Projekt zu gewinnen. Ich selbst war eingeladen, um über die Queryology zu sprechen. Ich habe den Auftrag einfach mal so interpretiert, meine Ideologie des Zugänglichmachens – auch bekannt als Filtersouveränität – in den Kontext des Bibliothekswesens zu stellen. **********/ Vergesst die Zukunft, der Zukunft zu liebe! Die notwendige Gastfreundschaft des Archivs für die Möglichkeiten von morgen. Vielen Dank für die Einladung, vielen Dank auch für die einleitenden Worte. Ich bin ein eigentlich fachfremder Theoretiker, beschägtigte mich aber schon länger mit der Entwicklung von Wissenordnungen – vor allem in Zeiten des Internets. Ich möchte versuchen, ihr Vorhaben – die Deutsche Digitale Bibliothek – historisch einzuordnen und dabei die Richtung aufzeigen, in die ich glaube, dass die Aufgabe des Bibliothekars sich entwickeln könnte. Das Vorhaben der Deutschen Digitalen Bibliothek hat natürlich historische Vorbilder. Schon lange wird versucht, den einen Katalog des gesammelten Wissens … Weiterlesen

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Transprivacy: Eine kurze Geschichte der Postprivacy

/****** Für das Kunstprojekt Transparivacy habe ich in drei Teilen den Verlauf der Diskussion um Postprivacy in Deutschland aufgeschrieben. Ich glaube, es ist ein guter Einstieg in das Thema, wenn man nachvollziehen kann, wie sich der Diskurs entwickelt hat. ******/ Teil I: Postprivacy, Kontrollverlust und das „German Paradox“ Es war kurz nach Weihnachten im Jahre 2008 – der Chaos Computer Club veranstaltete wie jedes Jahr seinen großen Kongress in Berlin – als ein junger Mann namens Christian Heller die Bühne betrat um seinen Vortrag zu halten. [Weiterlesen >>] * * * Teil II: StreetView, Wikileaks und die liquide Demokratie Es war noch im Frühjahr 2010 als in Form des Google-StreetView-Autos die Datensammelei ein Gesicht bekam. Auch auf deutschen Straßen fuhren sie nun und fotografierten die Hausfassaden und die Medien wurden nicht müde, diese „Bedrohung“ zu dokumentieren und vor ihr zu warnen. [Weiterlesen >>] * * * Teil III: Filtersouveränität, Spackeria und die Datenschutzkritik Im Oktober des Jahres 2010 waren Christian Heller und ich auf eine Konferenz eingeladen, die von der Piratenpartei organisiert wurde, sich aber nicht nur an Piraten richtete. Die Openmind sollte eine kleine Konferenz werden, auf der durchaus unausgegorene, aber umso freigeistige Ideen und Utopien vorgestellt werden sollten. … Weiterlesen

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Filtersouveränität um 1921

Die Antwort des Bibliothekars Lohse gegenüber Bestrebungen aus Preußen, Bücher nach Qualitätsmaßstäben aus seiner Bibliothek in Kiel auszusortieren: Der individuelle Wert jedes Buches pflegt nach dem Gewicht der geistigen Leistung bemessen zu werden, die ihm zugrunde liegt, und da unter diesem Gesichtspunkte die Skala nach oben wie nach unten unbegrenzt ist, so kann die Abschätzung allerdings oft genug bis zum Prädikat völliger Wertlosigkeit herabsinken. Anders ist es, wenn man erwägt, daß ein jedes Buch – im weitesten Sinne des Wortes – auch als historisches Dokument betrachtet werden kann und, sobald es dem Bestande einer Bibliothek angehört, auch betrachtet werden muß. Als solches besitzt es zumindest einen relativen Wert, der sinken, steigen, latent bleiben und anscheinend sogar völlig verschwinden kann, der aber alsbald hervortritt, sobald man es unter einem bestimmten Gesichtspunkt […] ansieht […]. Schon unter diesem Aspekt kann das an sich Unbedeutendste und Wertloseste Wert und Bedeutung gewinnen […] Demzufolge wird es geradezu als Pflicht jeder öffentlichen Bibliothek zu betrachten sein, ihren gesamten Bücherbestand […] ungeschmälert zu erhalten. Gefunden in einer Fußnote in: Nikolaus Wegemann: Bücherlabyrinthe, S. 144. PS: Eine Stelle eines Briefes, gewiss, den der brave Herr Lohse an die preußische Zentralbibliothek sendete, die ein Archiv aufnahm. Ein Zitat, … Weiterlesen

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Warum wir Dinge ins Internet schreiben

Ohne den Inhalt des Buches von Jeff Jarvis abzuwarten, will ich ein paar mögliche Antworten auf die Frage in den Raum werfen, warum wir Dinge ins Internet schreiben. Anlass ist diese schöne Debatte hier auf Google Plus, die sich wiederum auf diesen Artikel von Frank Schirrmacher bezieht, der einen etwas doofen Titel und am Ende eine entsprechende Forderung hat, aber bis dahin eine interressante Auseinandersetzung mit Internet und dem gesellschaftlichen Gedächtnis bietet. Nur eines kam mir sowohl in dem Artikel, als auch in der Diskussion zu kurz: Wenn es so ist, dass wir Menschen immer mehr Informationen in das Internet externalisieren, dann hat das einen Grund. Oder zwei, oder drei. Wir scheinen einen Nutzen zu ziehen und einen Sinn darin zu sehen, sonst würden wir das ja nicht tun. Einige Antworten, die mir im Laufe der Zeit eingefallen oder mir zugeflogen sind, will ich hier aufzählen:

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Die Filterbubblebubble

Eli Pariser hat einen der gefühlt erfolgreichsten TED-Talks ever abgeliefert. Jedenfalls kommt es mir so vor, weil ich andauernd darauf stoße. Oft auch von Leuten gestoßen werde. Von Leuten, die meine Thesen zur Queryology kennen und eine starke Wesensverwandtschaft feststellen. Vielleicht kommt mir der Vortrag also nur so unglaublich erfolgreich vor, weil ich eine thematische Prädisposition mitbringe und deswegen mit dem ganzen Related-Stuff dazu konfrontiert werde. Kurz: Ich lebe in der Filterbubble. Aber selbst wenn dem so wäre, fühle ich mich spätestens nach meinem arroganten Twitterpostulat in Richtung Anne Roth doch dazu genötigt, diesen Talk endlich zu besprechen. Hier also erstmal das Video:

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Carta: Vom Kontrollverlust zur Filtersouveränität

/************ Eigentlich habe ich diesen Text für den Reader „#public_life“ von der Heinrich-Böll-Stiftung geschrieben, der bald erscheinen wird. Nun ist er schon auf Carta vorveröffentlicht worden. Es geht um eine tiefere theoretische Fundierung der Kontrollverlusthese, mit der ich gerade beschäftigt bin. Ja, richtig gelesen, immer noch bin. Dieser Text hier ist also eine vorläufige Version – Stand etwa Januar. Auf der re:publica werde ich das ganze nochmals aufbohren und erweitern. *************/ Die USA stehen diplomatisch ohne Hosen da, ein «Shitstorm» bricht über Nestlé herein, ein Blogger prangert ein Zitat des Bundespräsidenten an, der schließlich zurücktritt, private Videos von Jugendlichen verbreiten sich im Netz, das Internet verleibt sich das deutsche Straßenpanorama ein, und in Tunesien und Ägypten verabreden die Menschen sich zum spontanen Regimesturz. Die Welt ist in Aufruhr dieser Tage, und irgendwie hat es mit dem Internet zu tun. Vor einem Jahr habe ich mich entschlossen, Ereignisse wie diese unter dem Begriff «Kontrollverlust» zu untersuchen. Das scheint etwas unsystematisch, und tatsächlich ist es nicht einfach, eine passende Definition für all diese unterschiedlichen Phänomene zu liefern. Ich versuche es dennoch: Ein Kontrollverlust entsteht, wenn die Komplexität der Interaktion von Informationen die Vorstellungsfähigkeiten eines Subjektes übersteigt. Das ist an sich nichts völlig Neues, wir kennen das. Meine These ist aber nun, … Weiterlesen

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Queryology II – Das Filtersubjekt

/***** Dies ist nun der zweite Teil einer überarbeiteten Version eines Vortrags, den ich während des 27c3 in der c-base gehalten habe. Es ist ungemein wichtig, den ersten Teil – Queryology I – Das Ende der Medien – zu lesen, um die Ausgangslage der Gedanken hier zu verstehen. *****/ Dieses Video wirft einige Fragen auf. Vor allem: Was genau passiert hier?

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