Filtersouveränität um 1921

Die Antwort des Bibliothekars Lohse gegenüber Bestrebungen aus Preußen, Bücher nach Qualitätsmaßstäben aus seiner Bibliothek in Kiel auszusortieren:

Der individuelle Wert jedes Buches pflegt nach dem Gewicht der geistigen Leistung bemessen zu werden, die ihm zugrunde liegt, und da unter diesem Gesichtspunkte die Skala nach oben wie nach unten unbegrenzt ist, so kann die Abschätzung allerdings oft genug bis zum Prädikat völliger Wertlosigkeit herabsinken. Anders ist es, wenn man erwägt, daß ein jedes Buch – im weitesten Sinne des Wortes – auch als historisches Dokument betrachtet werden kann und, sobald es dem Bestande einer Bibliothek angehört, auch betrachtet werden muß. Als solches besitzt es zumindest einen relativen Wert, der sinken, steigen, latent bleiben und anscheinend sogar völlig verschwinden kann, der aber alsbald hervortritt, sobald man es unter einem bestimmten Gesichtspunkt […] ansieht […]. Schon unter diesem Aspekt kann das an sich Unbedeutendste und Wertloseste Wert und Bedeutung gewinnen […] Demzufolge wird es geradezu als Pflicht jeder öffentlichen Bibliothek zu betrachten sein, ihren gesamten Bücherbestand […] ungeschmälert zu erhalten.

Gefunden in einer Fußnote in: Nikolaus Wegemann: Bücherlabyrinthe, S. 144.

PS: Eine Stelle eines Briefes, gewiss, den der brave Herr Lohse an die preußische Zentralbibliothek sendete, die ein Archiv aufnahm. Ein Zitat, das wegen seiner – vielleicht Schrulligkeit – seinen Weg in das Buch von Wegemann fand. Am Rand, eine Fußnote nur. Ein Buch, das ich wegen meiner Beschäftigung mit dem Archiv und der Query lese.

Die Query bestimmt den Wert einer Information. Und Query ist nur ein anderes Wort für Zukunft.

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