Monatsarchive: November 2011
Queryology: Googles ehemaliges Geschäftsmodell
Oft ist es ja so, dass man erst versteht, was etwas wert war, wenn es weg ist. Mir geht das so mit Google. Klar, man hielt immer in eine gewisse kritischen Distanz zu diesem Riesen. Seine Macht und seine Reichweite und vor allem auch seine Unersetzlichkeit machten es einem schwer, das Unternehmen nicht unheimlich zu finden. Aber da gab es auch immer diese andere Komponente. Googles Erfolg kam nicht von ungefähr, er hatte gute Gründe. Google war das Unternehmen, das wie kein anderes das Web verstanden hatte. Auch wenn wir nicht mal wirklich verstanden, was genau sie verstanden hatten. Doch die Zeiten sind vorbei. Und weil sie vorbei sind, geben sie den Blick frei auf das, was fehlt. Die Lücke, die klafft hat einen Umriss und eine Ausdehnung und erlaubt so, sie zu vermessen und zu beschreiben. Was ich hier tun möchte. Was ist passiert? Seit Google G+ nicht nur eingeführt, sondern es als sein integralen, alles miteinander vernetzenden Dienst auserkoren hat, hat Google nicht nur eine ganze Menge Produkte und Dienste rausgeschmissen, sondern auch seinen zentralen Glaubenssatz. Der geht etwa folgendermaßen: Das Internet ist unser Freund. Wenn das Internet sich weiterentwickelt – egal in welche Richtung, egal durch wen … Weiterlesen
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Vortrag: Vergesst die Zukunft, der Zukunft zu liebe!
/********** Am 17. und 18. November fand ein Innovationsworkshop der Deutsche Digitalen Bibliothek statt. Das ist großes Projekt einer allgemeinen Dateninfrastruktur zur Zugänglichmachung aller möglichen Digitalisate – Bücher, Kunstwerke aller Art, archäologische Funde, etc. über das Internet. Außer mir waren fast nur Experten aus allen möglichen Sparten zugegen und es war wahnsinnig spannend so einen tiefen Einblick in das Projekt zu gewinnen. Ich selbst war eingeladen, um über die Queryology zu sprechen. Ich habe den Auftrag einfach mal so interpretiert, meine Ideologie des Zugänglichmachens – auch bekannt als Filtersouveränität – in den Kontext des Bibliothekswesens zu stellen. **********/ Vergesst die Zukunft, der Zukunft zu liebe! Die notwendige Gastfreundschaft des Archivs für die Möglichkeiten von morgen. Vielen Dank für die Einladung, vielen Dank auch für die einleitenden Worte. Ich bin ein eigentlich fachfremder Theoretiker, beschägtigte mich aber schon länger mit der Entwicklung von Wissenordnungen – vor allem in Zeiten des Internets. Ich möchte versuchen, ihr Vorhaben – die Deutsche Digitale Bibliothek – historisch einzuordnen und dabei die Richtung aufzeigen, in die ich glaube, dass die Aufgabe des Bibliothekars sich entwickeln könnte. Das Vorhaben der Deutschen Digitalen Bibliothek hat natürlich historische Vorbilder. Schon lange wird versucht, den einen Katalog des gesammelten Wissens … Weiterlesen
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Vortragsvideo: Die gesellschaftliche Singularität ist nah
Das Video zu meinem Vortrag bei der Openmind 2011. Untitled from ms pro on Vimeo. Hier der ausformulierte Text auf (Telepolis)
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Gute Daten, böse Daten – Kontrollverlust als Kontextverschiebung
Letztens bin ich wieder über den „Skandal“ um Daniel Cohn-Bendits Äußerungen gestoßen, die er 1975 in seinem Buch „Der große Basar“ über die Sexualität von Kindern gemacht hatte. In dem Buch findet sich die Schilderung von erotischen Erlebnissen, die er angeblich als Betreuer in einem alternativen Kindergarten hatte. Später hat er diese Passagen als rein provokative Erfindung abgetan. (Die provokative Koketterie mit pädophilen Gefühlen war damals im Rahmen der „Sexuellen Revolution“ nicht unüblich) Als die Aussagen gemacht wurden, waren sie ohne Frage eine Provokation. Sicher rüttelten sie auch an einem Tabu. Skandalisierungsfähig waren sie allerdings nicht. Das Buch, in dem sie geäußert wurden, wurde prominent besprochen, auch und gerade vom konservativ-bürgerlichen Lager. Und der Aufschrei war groß – wegen vieler Passagen, Werte und politischen Bekenntnissen – aber nicht wegen des Absatzes zur kindlichen Sexualität.
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Transprivacy: Eine kurze Geschichte der Postprivacy
/****** Für das Kunstprojekt Transparivacy habe ich in drei Teilen den Verlauf der Diskussion um Postprivacy in Deutschland aufgeschrieben. Ich glaube, es ist ein guter Einstieg in das Thema, wenn man nachvollziehen kann, wie sich der Diskurs entwickelt hat. ******/ Teil I: Postprivacy, Kontrollverlust und das „German Paradox“ Es war kurz nach Weihnachten im Jahre 2008 – der Chaos Computer Club veranstaltete wie jedes Jahr seinen großen Kongress in Berlin – als ein junger Mann namens Christian Heller die Bühne betrat um seinen Vortrag zu halten. [Weiterlesen >>] * * * Teil II: StreetView, Wikileaks und die liquide Demokratie Es war noch im Frühjahr 2010 als in Form des Google-StreetView-Autos die Datensammelei ein Gesicht bekam. Auch auf deutschen Straßen fuhren sie nun und fotografierten die Hausfassaden und die Medien wurden nicht müde, diese „Bedrohung“ zu dokumentieren und vor ihr zu warnen. [Weiterlesen >>] * * * Teil III: Filtersouveränität, Spackeria und die Datenschutzkritik Im Oktober des Jahres 2010 waren Christian Heller und ich auf eine Konferenz eingeladen, die von der Piratenpartei organisiert wurde, sich aber nicht nur an Piraten richtete. Die Openmind sollte eine kleine Konferenz werden, auf der durchaus unausgegorene, aber umso freigeistige Ideen und Utopien vorgestellt werden sollten. … Weiterlesen
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Nachtrag zur gesellschaftlichen Singularität
Hier ein kleiner Nachtrag zu meinem Vortragstext auf Telepolis. Worum es mir am Ende vor allem ging, ist leider nicht in seiner ganzen Tragweite rüber gekommen, wie mir scheint. Dewegen hier noch mal eine gesonderte Behandlung. Der Kontrollverlust und die damit einhergehende Machtakkumulation der Query nehmen uns einige Gewohnheitsprivilegien wie informationelle Selbstbestimmung und andere scheinbare Autonomien. Andererseits eröffnen sie ganz neue emanzipative Potentiale, nämlich – so meine These – die gesellschaftliche Organisation ohne Organisation. Und das heißt eben auch die Emanzipation von der Gängelung der Institutionen, eine Welt ohne Hierarchien und ohne den Zwang sich in allen Fragen des Politischen mit der Gruppe einigen zu müssen, in deren geographischen Bannkreis man schuldlos hineingeboren wurde. All das wird uns die technologische Query bringen, so die These.
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